Sonntag, 1. November 2009

Pressebericht #13: Kritischer Blick auf einen verlorenen Ort

Marc Lippuner, Stipendiat im Künstlerhof, lenkt den Blick auf die verlorenen Orte dieser Stadt, zum Beispiel den Geflügelschlachthof.


(Karin Schlütter, Freies Wort, 29. Oktober 2009, Auszug)

Ein halbes Jahr lebt und arbeitet Marc Lippuner im Künstlerhof "Roter Ochse" Schleusingen. Der 31-jährige Regisseur aus Berlin hat, wie kein anderer Stipendiat vor ihm, die kleine Stadt entdeckt - ohne Vorbehalte, mit dem ihm eigenen Blick auf Land und Leute - vor allem die Leute. Wie sie heute leben, 20 Jahre nach dem Mauerfall, das interessiert ihn, das saugt er auf. Was ist geblieben von Damals? Wie lebt es sich heute zwischen Kohlberg und Bergsee? Er lässt Kinder ihre Lieblingsorte entdecken, und sechs Frauen Theater spielen oder besser, sich selbst spielen. Er schreibt eine Geschichte über den Geflügelschlachthof, kurz bevor der Abrissbagger anrückt und stromert durch das Hilde-Coppi-Heim, das möglicherweise das Schicksal des Schlachthofes teilen wird. Für seine Geschichte "Ein letzter Besuch" erhält er den dritten Preis beim Suhler Literaturwettbewerb "Provinzschrei". Zur Preisverleihung kommt eine zwölfköpfige "Fan-Gemeinde" aus Schleusingen und sorgt damit für ein Besucherresonanz wie sie diese sonst wenig frequentierte Veranstaltung im Bankettsaal des Suhler CCS bisher kaum erlebte. Mit seiner außergewöhnlichen Fähigkeit zum Kommunizieren, öffnet er sich die Menschen. Sie erzählen ihm, dem jungen Fremden, ihre Geschichten, von ihrer ersten Liebe im Saal des Hotels "Frieden" bzw. "Grünen Baums" . . .

Morgen Abend werden "Die drei Schwestern", die eigentlich sechs und kein Tschechow sind, noch einmal im ausverkauften Saal des Roten Ochsen darüber nachdenken lassen, was für sie "Heimat" heißt. Nach zwei Vorstellungen ist die Ankündigung auf die dritte und letzte so groß, dass die Nachfrage die Kapazitätl des Saales bei weitem übersteigt. "Die Inszenierung, bei der das Publikum auf der Bühne - also mitten im Geschehen - sitzt, beschränkt leider die Platzzahl", bitten Vorstand und Kuratorium des Künstlerhofs um Verständnis. Doch auch für diejenigen, die kein Ticket für die "Drei Schwestern" um 19.30 Uhr bekommen konnten, ist der Besuch im Roten Ochsen am Freitag sicher interessant. Um 21 Uhr soll die Ausstellung "Verlorene Orte - Texte, Bilder, Fundstücke" mit einer Lesung von Marc Lippuner offiziell eröffnet und danach der Stipendiat verabschiedet werden.

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